An den Ministerpräsidenten
des Landes Schleswig-Holstein
Herrn Daniel Günther
An die Ministerin für Bildung,
Wissenschaft und Kultur des
Landes Schleswig-Holstein
Frau Karin Prien
An den Minister für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit,
Technologie und Tourismus
des Landes Schleswig-Holstein
Herrn Dr. Bernd Buchholz
Die Corona-Krise und ihre sozialen und wirtschaftlichen Folgen | Teil 2
Sehr geehrter Ministerpräsident Günther,
Sehr geehrte Ministerin Prien,
Sehr geehrter Minister Dr Buchholz,
„Zunächst möchte ich mich bei Ihnen und der gesamten Landesregierung für ihre wohl überlegte und klare Arbeit in dieser Krise bedanken. Wir alle brauchen jetzt klare Ansagen und Perspektiven, soweit dies überhaupt möglich ist.“
Das ist der erste Satz aus meinem letzten Brief, den ich Ihnen vor einem Monat gesendet habe. Das sehe ich immer noch so. Dennoch schreibe ich Ihnen ein weiteres mal.
Warum?
Eine ernst zunehmende Antwort habe ich von Ihnen bzw. Ihrem Team Corona bis heute nicht bekommen. Man bedankt sich dafür, dass ich mir Gedanken mache. Dann möchte ich mich an dieser Stelle für die Wertschätzung unserer Existenzängste bedanken.
Was ist in den letzten vier Wochen in einem kleinen Unternehmen wie dem unseren passiert?
Wir haben den Antrag auf Kurzarbeitergeld wieder zurückgezogen, da wir unsere Mitarbeiter entlassen müssen. Bis zu den Herbstferien werden wir wohl keine Umsätze machen, somit können wir keine Gehälter zahlen. Die Soforthilfe verpufft mit den laufenden Kosten.
Unser Unternehmen bietet seit nunmehr 18 Jahren pädagogische Dienstleistungen für Schulen und Betriebe sowie touristische Dienstleitungen an. Ostern und das lange Wochenende über den ersten Mai haben wir, wie alle anderen, bereits verloren. 84 Betten stehen seit über 6 Wochen leer.
Kredite von KFW oder Investitionsbank machen für uns keinen Sinn, da die 6-stelligen Umsatzeinbußen nicht zu einem anderen Zeitpunkt erwirtschaftet werden können.
Wie lange soll dass jetzt noch weiter gehen?
Die andere Seite: Unser Standort ist an einem attraktiven Platz direkt an der Schlei. Vor unserem Gelände versammeln sich die schleswig-holsteinischen Wohnmobile und Tagesgäste. Auf unserem Gelände gibt es öffentliche Toiletten. Diese sind wie der gesamte Betrieb natürlich geschlossen. So, wie es von Ihnen angeordnet wurde, ohne dass wir jemals einen Corona-Infizierten bei uns im Betrieb hatten.
Nun müssen wir uns von diesen Menschen beschimpfen lassen, die sich darüber beschweren, dass die Toiletten und die Kanuvermietung nicht geöffnet sind.
Wie lange können, sollen wir das noch ertragen?
Was glauben Sie, wie lange ein kleiner touristischer Betrieb ohne Einnahmen überleben kann?
Wir haben alle Entscheidungen von Bund und Land mitgetragen und umgesetzt. Haben uns dafür beschimpfen lassen und den Gedanken der Solidarität hoch gehalten und gelebt.
Nun lese ich, dass viele Bundesländer auch die Klassenreisen bis zu den Herbstferien und sogar für ganz 2020 absagen.
Wird Schleswig-Holstein hier nach ziehen? Gibt es Solidarität auch für uns?
Ich spüre zwei Herzen in meiner Brust schlagen.
Das eine steht hinter Ihren Entscheidungen, das andere Herz will kämpfen und nicht in vier Wochen auf der Straße sitzen. Doch was soll ich tun?
Hier schreibt ihnen ein hilfloser Bürger, der nicht mehr weiter weiß und verzweifelt ist.
Wir, und hier spreche ich für alle die kleinen touristischen Dienstleister, Gastronomen und Beherbergungsbetriebe: Wir brauchen Hilfe und keine Umschuldungen!
Sie können nicht einfach sagen: „Sie schließen jetzt! Aber Sie können sich ja Geld leihen und innerhalb von 5 oder 7 Jahren zurück zahlen.“
Das ist eine von Ihnen angeordnete Insolvenz auf Raten.
Schleswig-Holstein lebt von diesen kleinen Betrieben mit Herzblut.
Helfen sie uns! Jetzt!
Ich wünsche Ihnen immer noch von Herzen viel Kraft und Energie. Treffen Sie jetzt die richtigen Entscheidungen.
Bitte bleiben Sie gesund.
Mit respektvollen Grüßen
Günther Hoffmann
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